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Renovation

Umbaubericht von Stefano Butti

Sämtliche Innenausbauten wurden entfernt, der Brennstofftank ausgebaut, der Betonballast im Vor- und Hinterschiff herausgespitzt. Nun wurden Löcher gesucht. Der zum Werftarbeiter mutierte Reeder, also meine Wenigkeit, mittels Hammer, Spitzeisen und der bestens bewährten Schlagdrauf-Methode, Kollege und Schiffbauingenieur Jonas Panacek etwas zivilisierter, mittels Ultraschallgerät. Wir fanden rund 20 schwache Stellen, teilweise sogar unter einem Millimeter Dicke. Insgesamt fünf Quadratmeter Schalenbleche mussten ersetzt werden. Nun wurde professionelle Hilfe nötig. Beat Kaufmann und seine Jungs platzierten Ihre Hydraulikpressen, Kompressoren, Schweissgeräte, Plasmaschneider, Nadelhammer und noch Diverses mehr am Schiffsrumpf, und schon bald hämmerte, kreischte und lärmte es gewaltig. Ich hatte meine helle Freude. Die Nachbarn nicht unbedingt. Aber was sein muss, muss sein. Trotzdem war ich selber auch froh, als die Jungs nach sechs Wochen ihre Zelte abbrachen. Und wie froh! Neues Metall fünf Millimeter stark glänzte an vielen Stellen. Ein neues Stevenrohr mit neuer Schraubenwelle, ein neues Schott sowie ein 18 cm Bugstrahlrohr beschleunigten meinen Puls. In Gedanken stand ich bereits am Ruder und dirigierte das Boot über den See. Aber es war noch ein weiter Weg bis dahin. Mein Part als Werftarbeiter begann wieder von neuem. Das 200 Kilo schwere Blech auf dem Achterdeck musste noch weg um die Rumpf-Deck-Verbindung zu erneuern. Bleibarren und Teer mussten als neuer Ballast eingefüllt werden. Scheuerleisten, Reling, Ankerwinde und Klüse waren die folgenden Metallarbeiten. Fenster wurden eingepasst, Installationen eingebaut, Technik, Mechanik und Elektrik neu aufgebaut oder revidiert. Die Holzarbeiten folgten: Böden wurden gelegt, Wände gestellt, der Innenausbau begonnen. Im Vorschiff, welches früher offen war, konstruierte ich eine neue Kabine. Der Motor, welcher angehoben wurde, um besseren Zugang zur Schale zu bekommen, musste wieder ausgerichtet und befestigt werden. Danach folgte der Aufbau des Motorenraumes inklusive Schalldämmung. Die Küche wurde eingebaut, das Bett im Vorschiff über dem Brennstofftank konstruiert. Und dann immer wieder diese Malerarbeiten! Unterwasser, Überwasser, Innen, Aussen, putzen, schleifen, spachteln, kleben, wieder schleifen, wieder malen, trocknen lassen, fertig streichen etc. etc. Was hier so schnell in einigen Sätzen und Worten zusammengefasst ist, dauerte insgesamt über zwei Jahre und verbrauchte 2000 Arbeitsstunden. Wie jeder Held des Alltags, hatte auch ich selbstverständlich noch andere Verpflichtungen. Mein Lottogewinn hatte sich jedenfalls zum x-ten Mal auf später verschoben und 65 bin ich auch noch nicht. Aber mit jeder Farbschicht näherte sich langsam aber stetig das grosse Ziel. Als der Motor endlich probeweise nach mittlerweile drei Jahren wieder die ersten Arbeitstakte von sich gab, jubelte mein Herz. Ich konnte endlich den Telefonhörer in die Hand nehmen und die Transportfirma anrufen.