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Schlosswerft

Schlosswerft R. Holtz, Harburg

Schiffsbauer Reinhold F. Holtz begann 1876 in Oevelgönne bei Hamburg mit dem Bau hölzerner Boote und stellte ab 1877 auch eiserne Dampfboote her. Die Maschinenanlagen wurden von anderen Firmen bezogen. Da in Oevelgönne kein Platz für die räumliche Expansion war, übersiedelte der Werftbetrieb ab 1884 nach Harburg auf die Schlossinsel weshalb die Firma nun „Schlosswerft“ genannt wurde. Holtz baute hier vorwiegend kleine, teilweise sogar zerlegbare Binnenschiffe für den Export nach Übersee und in die Kolonialgebiete. Um 1905 wurde mit der Norderwerft ein Zweigbetrieb in Hamburg eröffnet, welcher noch heute existiert. Die Schlosswerft wurde 1930 geschlossen und das Gelände ab 1940 von Gebr. Sachsenberg übernommen, welche während des Krieges hier Tragflügelboote bauten. Die Schlosswerft von Reinhold F. Holtz war vor allem im Kleinschiffbau erfolgreich. Insgesamt wurden rund 1250 Fahrzeuge hier gebaut. Nachfolgend einige Schiffe welche von Holtz gebaut wurden und über den Hamburger Schiffsmakler Deurer & Kaufmann, auf Umwegen oder direkt, in die Schweiz geliefert wurden:

St. Urs, 1889
Bau-Nr. 613, als Dampfyacht 1889 erbaut und nach Solothurn geliefert. Später gelangte das Schiff an den Vierwaldstätter- und Sarnersee. Heute dampft das perfekt restaurierte Schiff als Schraubendampfer in Luzern und Solothurn und gilt als ein wichtiger erhalten gebliebener Zeuge des frühen deutschen Eisenschiffbaus.

Bayern, später Hallwyl, später Möve/Griffioen, 1909
Bau-Nr. 1654, als Fahrgastboot zusammen mit den Schwesterschiffen „Württemberg“, „Baden“, „Österreich“ und „Schweiz“ als fünfer-Serie für die Motorboot-Gesellschaft m.b.H. Konstanz im Frühjahr 1909 erbaut und via Deurer & Kaufmann an den Bodensee geliefert. Im Dezember 1910 wurde das Schiff an den Hallwilersee verkauft und dort als „Hallwyl“ betrieben. In einem Sturm wurde die „Hallwyl“ 1959 stark beschädigt und später als MS „Möve“ wieder aufgebaut. Die „Möve“ wurde 1998 ausser Betrieb genommen und verliess den Hallwilersee am 9. Juli mit Destination Stein am Rhein und 3 Jahre später Holland. Heute verkehrt das Boot als Nostalgie-Salonboot „Griffioen“ in den Grachten von Amsterdam.

Schweiz, später Vedetta, 1909
Bau-Nr. 1657, als Schwesterschiff der MS „Bayern“ und „Baden“ (alle 11m lang, Spantbreite 2.40m) am 5. Juni 1909 in Konstanz in Betrieb genommen. Die Schiffe „Würtemberg“ und „Österreich“ waren leicht grösser (12m lang, Spantbreite 2.80m). Wegen schlechtem Geschäftsgang der Konstanzer Motorboot Gesellschaft wurden im März 1910 die Schiffe „Schweiz“ und „Österreich“ nach Lugano verkauft, wobei MS „Österreich“ 1911 für die Nachfolgegesellschaft wieder nach Konstanz zurückkehrte (siehe Vedetta-Schiffe/Castagnola).

Vedetta-Schiffe: Caprino/San Martino/MonteBrè, alle 1909
Mutmassl. Bau-Nr. 1674 (San Martino oder Caprino?, es wurde nicht sauber nummeriert) als letzte Bauten im Jahre 1909 vermerkt (San Martino/Caprino war 11 Meter Typ, Monte Brè 12 Meter Typ) via Deurer & Kaufmann nach Lugano geliefert. Ein hübsches Detail: Die Holtz-Schiffe wurden jeweils mit einer Bugzier versehen.